Künstliche Intelligenz: Chancen und Risiken
Ein analytischer Rückblick auf einen Vortrag von Nationalratsabgeordnetem Süleyman Zorba im Grünraum
Die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam voran, und mit ihr gewinnt das Thema Künstliche Intelligenz (KI) immer mehr an Bedeutung. Vor diesem Hintergrund lud Gemeinderätin Bettina Bergauer den Nationalratsabgeordneten Süleyman Zorba in den Grünraum ein, um über KI, Datenschutz und Digitalisierung zu referieren. Der Vortrag stieß auf großes Interesse: Der Grünraum war bis auf den letzten Platz besetzt.
Grundlegende Funktionsweise von KI
Lernprozess einer KI: Datenaufnahme, Verarbeitung, Mustererkennung und Modellbildung. Ein entscheidender Punkt ist, dass Maschinen nicht „denken“ wie Menschen, sondern mathematische Muster analysieren, um Prognosen zu erstellen oder Texte, Bilder und Videos zu generieren. Diese Technologie hat in den letzten Jahren einen enormen Entwicklungssprung gemacht. Produkte wie ChatGPT haben künstliche Intelligenz einem breiten Publikum zugänglich gemacht.
Chancen: Effizienzsteigerung und neue Möglichkeiten
- Effizienzsteigerung in Verwaltung und Wirtschaft: KI für Routineaufgaben kann Arbeitsprozesse erheblich beschleunigen.
- Medizin: KI kann Muster in medizinischen Bilddaten zu erkennen und so Krankheiten frühzeitig erkennen.
- Klimaschutz: KI kann in der Landwirtschaft helfen, Ressourcen gezielter einzusetzen, Felder scannen und automatisierte Bewässerungssysteme optimieren.
- Energieversorgung: KI Wetterprognosen nutzen, um Wind- und Solarstrom effizienter einzusetzen.
- Verbesserte Entscheidungsfindung: Durch die Analyse großer Datenmengen können KI-gestützte Systeme helfen, bessere politische und wirtschaftliche Entscheidungen zu treffen.
Risiken: Datenschutz und Manipulation
- Datenschutz & Überwachung: KI-Systeme analysieren große Mengen persönlicher Daten, die missbraucht werden können – sowohl von Unternehmen als auch von Regierungen. Die Gefahr eines Überwachungsstaates ist real, insbesondere wenn z.B. Gesichtserkennung unkontrolliert eingesetzt wird.
- Arbeitsmarktveränderung: Während sich neue Berufsfelder entwickeln, könnten klassische Büro- und Verwaltungsjobs durch KI ersetzt werden. Dies stellt Gesellschaft und Politik vor neue Herausforderungen.
- Fake News und Deepfakes: KI kann realistisch wirkende falsche Bilder und Videos generieren, die für politische Manipulationen genutzt werden können. Sie kann gezielt eingesetzt werden, um Wahlergebnisse zu beeinflussen oder gesellschaftliche Konflikte zu schüren.
Die Rolle Europas: Regulierung als Schlüsselfaktor
- Europa nimmt eine führende Rolle in der Regulierung von KI Mit dem AI Act hat die EU ein erstes umfassendes Gesetz verabschiedet, das nach Risikokategorien differenziert: Je kritischer eine KI-Anwendung (z. B. im Gesundheitswesen oder in der Justiz), desto strenger die Anforderungen. Diese Regulierung soll den Spagat zwischen technologischem Fortschritt und gesellschaftlicher Verantwortung schaffen.
- Zorba betonte, dass die Herausforderung für Europa darin liege, nicht nur strenge Vorschriften zu erlassen, sondern auch die technologische Innovation zu fördern, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. Während die USA und China große Summen in KI-Forschung investieren, fehlt es in Europa oft an Risikokapital für Start-ups.
Fazit: Ein kritischer, aber pragmatischer Umgang mit KI
Zorba plädierte für einen realistischen und pragmatischen Umgang mit KI: Statt blinden Fortschrittsglaubens oder reflexhafter Ablehnung brauche es Regulierung, Aufklärung und demokratische Kontrolle, um das Potenzial von KI zum Wohle der Gesellschaft zu nutzen.
Der Abend zeigte eindrucksvoll: Die Frage ist nicht, ob KI unsere Zukunft prägen wird, sondern wie wir sie gestalten.
auch Gemeinden können profitieren
Besonders in den Bereichen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Bürgerbeteiligung lassen sich Potenziale erkennen.
Digitalisierung bürgernah gestalten
- Digitale Verwaltungsangebote ausbauen und Dienstleistungen effizienter machen.
- KI nutzen, um Bürgerbeteiligung zu ermöglichen
- Gemeindedienste so gestalten, dass alle mitmachen können „Digital First, aber mit analoger Option“
Datenschutz und Transparenz sicherstellen
- Kommunale Daten verantwortungsvoll nutzen und schützen.
- KI-Anwendungen in der Gemeindeverwaltung mit klaren ethischen Richtlinien versehen, um Missbrauch und Überwachung zu vermeiden.
KI für nachhaltige Kommunalentwicklung nutzen
- Energieverbrauch optimieren: Smarte Gebäudesteuerung für weniger Verbrauch.
- Verkehrsplanung mit KI: Intelligente Ampelschaltungen oder Verkehrsanalysen für besseren Verkehrsfluss.
- Baumpflege, Pflanzungen und Biodiversität mit KI optimieren: Trockenstress erkennen, Ersatzpflanzungen planen, Grünflächen effizient pflegen und Biodiversität gezielt fördern.
Falschnachrichten und Manipulationen entgegenwirken
- Aufklärung über KI und Fake News: Schulen und Gemeinde-Veranstaltungen nutzen, um Wissen über KI und Desinformation zu vermitteln.
- Medienkompetenz stärken: Workshops und Infoveranstaltungen für Bürger:innen anbieten, um Fake News und Deepfakes zu erkennen.
- Transparente Kommunikation: Offene und verständliche Information über KI-Projekte in der Gemeinde sicherstellen.
Unsere Gemeinde soll von den Chancen der Digitalisierung profitieren, aber gleichzeitig Mensch, Umwelt und Demokratie schützen.
KI darf nicht der Überwachung oder Gewinnmaximierung dienen, sondern muss nachhaltig und sozial gerecht eingesetzt werden.