Hochwasser 2024 - Bodenschutz verbessern
Bodenschutz ist Siedlungs-schutz
Die immensen Schäden durch das Hochwasser 2024 haben uns wieder schmerzlich aufgezeigt, wo die Schwachstellen in unseren Siedlungsräumen in Bezug auf Überflutungen und Vermurungen liegen. Ein paar Ideen und Vorschläge von Thomas Derntl, Gemeinderat und im Brotberuf Umwelttechniker
Auf die Tatsache, dass die Starkregenereignisse intensiver werden – nachzulesen in verschiedenen Quellen, wie etwa dem Klimabericht – wurde auch bei uns in der Gemeinde in den letzten Jahren leider nicht umfassend reagiert. Abgesehen vom Hochwasserschutzbecken in Kogl – das sich gut bewährt hat – wurde nicht viel in Hochwasserschutz investiert. Besonders im Zentralort Sieghartskirchen hat man sich auf veraltete Hochwasserabflussberechnungen verlassen und das Ergebnis war schlicht katastrophal, wie uns die Katastrophennacht 14./15.09.2024 gezeigt hat.
Wir haben es wieder einmal – leider auf die harte Tour – lernen müssen. Das Problem ist nicht der Niederschlag, sondern der Boden, der den Niederschlag nicht mehr speichern kann, und – wenn nicht geschützt durch einen stabilen Bewuchs mit Durchwurzelung – in die Bäche abgeschwemmt wird. Dort kommt es dann zu Verklausungen, so nennt man es, wenn Baumstämme oder Gegenstände wie Brückenteile gegen eine Brücke geschwemmt werden, dort nicht weiterkönnen und das Wasser dort steigt. Außerdem brechen Uferböschungen ein und Häuser und Straßen werden überschwemmt.
Theoretisch ist alles seit Jahren bekannt und von Experten in warnenden Berichten dargestellt, aber leider nicht ausreichend gehört von vielen handelnden Akteuren auf Gemeinde- und Landesebene. Bis heute wird Hochwasserschutz, der umfassenden Boden- und Erosionsschutz berücksichtigt, aktiv ignoriert. In der Sitzung am 20.12.2024 haben die Grünen im nö. Landtag einen Antrag gestellt zur Förderung von Rückwidmungen und Flächenentsiegelung (Rückbau von Asphaltflächen und Nutzung der Speicherfähigkeit des Bodens) in Gemeinden zum Schutz vor Hochwasserkatastrophen – übrigens ein Vorschlag des Gemeindebundes. Dieser Antrag wurde von ÖVP, FPÖ und NEOS abgelehnt.
Beim Loben der wirklich großartigen Leistungen der freiwilligen Feuerwehren und der vielen Freiwilligen, die nachher beim Aufräumen geholfen haben, waren die NÖ Spitzenpolitiker*innen wieder sehr schnell, aber bei den Ursachen wird nur zögerlich und langsam angepackt.
Es ist höchste Zeit, vorbeugend tätig zu werden und die Speicherfähigkeit des Bodens wieder zu erhöhen. Denn starke Regenereignisse werden uns auch in Zukunft immer wieder treffen, soviel ist sicher. Und unsere Siedlungsräume wachsen weiter, die Flächenversiegelung schreitet voran.
Wir Grüne fordern nicht erst seit Herbst 2024 ein rasches Umdenken und Setzen von konkreten Maßnahmen: Bodenschutz ist Siedlungsschutz und muss in der Flächenwidmung und Raumnutzung abgebildet werden. Je stabiler und besser durchwurzelt die Flächen rund um unsere Siedlungsräume sind, desto besser sind wir vor Hochwässern und Vermurungen geschützt. Erosionsschutzgürtel, erosionsschonende Bewirtschaftung von Ackerflächen, Widmung von temporären Überflutungsflächen, Flächenentsiegelung, regelmäßige Überarbeitung und Anpassung der Hochwasserabflusslinien, keine Baulandwidmung in Überflutungsbereichen – alles das muss aktiv vorangetrieben werden, wenn wir unsere Siedlungsräume wirksam schützen wollen, anstatt darauf zu hoffen, dass irgendwer schon nachher aufräumen wird.