Wege zum Gehen!
Gänserndorf ist modern! Hier werden Böden wieder freigelegt. Hier wird entsiegelt. Schade nur, dass es ein Gehsteig ist, der dafür herhalten muss.
Rückwertsgewandte Verkehrspolitik
Schon im letzten Jahr gab es 2 Punkte im Straßenbauprogramm, die nicht so einfach durchgewunken werden konnten. Zum einen war geplant die Straße, die hauptsächlich für die Zulieferung des Fernwärmeheizwerkes verwendet wird, zu asphaltieren.
Zum anderen war vorgesehen den Gehweg entlang der Protteser Straße zu “entsiegeln”.
Wir sind froh, dass auf die Versiegelung der Heizwerkstraße – bislang – verzichtet wurde. Nicht jedes Gasserl braucht seinen Asphalt. Vor allem, wenn es kaum befahren wird.
Leider wurde jetzt tatsächlich der Gehweg entlang der L11, Protteser Straße entfernt. Das Gebäude Protteser Straße 49, in dem die Gemeinde eine Außenstelle “Abteilung Infrastruktur” geschaffen hat, hat somit keine fußläufige Anbindung mehr. Sie ist ab jetzt, genauso wie der Hofer, am einfachsten mit dem Auto zu erreichen.
In jeder Aussendung, in jedem Posting, verweisen Bürgermeister und Stadtgemeinde auf den schlechten Zustand des Gehweges. Nun, für die Erhaltung und die Verbesserung der Gehwege ist wohl die Gemeinde zuständig. Und ein schlechter Zustand rechtfertigt keine Beseitigung – sonst hätten wir vermutlich nur mehr die Hälfte der Straßen im Ortsgebiet.
Die Beseitigung des Gehweges, auch mit dem freundlichen Hinweis auf den kombinierten Geh-Radweg auf der anderen Straßenseite, lässt auf die Wertigkeit des nichtmotorisierten Verkehrs schließen. Auch die Aussage, der Weg wäre nicht genutzt worden.
Egal, wann ich dort gegangen bin, ich habe immer jemanden getroffen. Nur, wer selber Gehwege nutzt, kann dort auch andere Menschen treffen.
Das Beispiel zeigt, wie aus einem sinnvollen und nachhaltigen Projekt, ein Nachteil für eine komplette Personengruppe geschaffen werden kann. Gehwege sollten errichtet werden, nicht abgetragen. Wer möchte, das Menschen zu Fuß gehen, muss sichere Wege dafür schaffen.
Gänserndorf hat genug Flächen, die entsiegelt werden können, ohne dabei Verkehrsteilnehmerinnen zu benachteiligen, die sich emissionsfrei fortbewegen. Schon bei der Präsentation des Straßenbauprogramms im Vorjahr, haben wir angeregt die alte Siebenbrunnerstraße teilweise zu entsiegeln. Sie muss sowieso rückgebaut werden, wenn die nächtlichen Autorennen in Süd enden sollen. Ein Vorschlag für eine Bodenentsiegelung, die ausgezeichnet zu Anrainerschutz und Verkehrsberuhigung passt – und den nichtmotorisierten Verkehr sogar fördern könnte.
Die Beseitigung des Gehwegs entlang der Protteser Straße ist das Gegenteil einer modernen Verkehrsplanung. Anstatt Menschen das Zufußgehen mit kurzen Wegen schmackhaft zu machen, muss jetzt eine vielbefahrene Landesstraße überquert werden – weg vom Gehweg auf den kombinierten Geh-Radweg.
Für die Beseitigung des Gehweges gibt es übrigens auch eine Landesförderung – als Belohnung fürs Entsiegeln.